Jugendprüfung für Retriever (JP/R) am 15.09.2001 in Hoisdorf

Von meiner ersten Prüfung mit Bei Lung möchte ich Euch berichten:

Als Langschläfer war es für mich und für Bei Lung ein anderer Tagesanfang als sonst. Um 5.10 klingelte der Wecker, um 5.40 konnte ich mich aus dem Bett krümeln. Bei Lung schlief weiter. Er war nicht sehr angetan davon, dass ich so früh schon eine erste Runde mit ihm gehen wollte ;-)).

Dann ging es los, Hermann und Momo abholen, nachdem der schnell noch ein paar Brötchen holte und diese mit Käse belegt wurden, fuhren wir hintereinander zum Suchenlokal in Hoisdorf. Alle waren recht müde aber doch fröhlich und guter Dinge. Nach dem Anblasen und einer Schweigeminute für die USA-Opfer ging es in 2 verschiedenen Gruppen à 5 Hundeführer mit ihren Hunden auf ins Revier. Unsere Gruppe bestand aus unseren beiden Golden, einem gelben und einem schwarzen Labrador sowie einer Flat-Hündin.

Angefangen wurde mit dem Schusstest auf einer Wiese. Bei Lung schaute aufmerksam in Richtung des ersten Schusses, lief dann weiter. Nach dem zweiten Schuss schaute er wieder, blieb etwas stehen, lief dann wieder weiter.

Zur Schleppenarbeit ging es dann auf eine große Wiese. Alle Hunde arbeiteten die Schleppen gut bis sehr gut aus und brachten die Beute flugs zu Ihren Hundeführern zurück.

Nach der Schleppenarbeit ging es auf die nächste große Wiese zum Walk-up. Jeweils mit Schuss wird eine Ente in das hohe Gras geworfen und die Hunde sollen sich möglichst genau die Stelle merken und die Ente schnell holen. Bei Lung war als zweiter dran, markierte punktgenau! und brachte sie schnell zurück zu mir. Dann ging es wieder voran. Kurz vor dem Schuss allerdings ging Bei Lung hinter meine Beine auf die rechte Seite von mir, blieb dort sitzen und markierte. Der 3. Hund war dran. Es ging wieder voran und Bei Lung wollte nicht mehr so recht weitergehen, legte sich sogar hin. Nach mehrmaligem Zureden kam er wieder voran, setzte sich, verschwand wiederum hinter meine Beine und luckte auf der rechten Seite und markierte die Fallstelle von hier! Dies geschah nochmals. Aufgrund, dass mehrer Hunde nicht markierten, erfolgte ein weiterer Walk-up in umgekehrte Richtung.

Mittlerweise standen wir auf der Wiese kniehoch im stinkenden Wasser, dass einigen oben in die Gummistiefel lief, bei mir zum Glück die Hose das eindringende Wasser gut aufsaugte *g*. Also: Walk-up zurück. Bei Lung plötzlich fröhlich neben mir vorrückend und still sitzend beim Schuss und markierte. Der 1. Hund war wieder dran, und fand wieder nicht. Bei Lung durfte ran, ich wusste er hatte markiert. Er lief, suchte, fand und kam mit der Ente zu mir zurück. Übrigens standen den Hunden die Grashalme derart hoch ins Gesicht, wir Führer fragten uns wohl alle, ob unsere Hunde überhaupt was sehen konnten, so hoch war das Gras! Bei Lung reckte den Hals wahnsinnig lang zum markieren hoch - das hat er soooooooo super gemacht. Ich war ganz stolz auf ihn. Wir rückten alle noch viermal vor, alle Hunde konnten auf dem Rückweg markieren und brachten ihre Beute zurück. Auch seine Standruhe kam beim 2. Walk-up wieder und er wurde ganz heiß auf die Beute mit dem Schuss!!!

Die Mittagspause war angesagt - ich war schon ganz schön K.O. aufgrund der Anspannung! Die Stimmung in der Gruppe war sehr gut, fröhlich und fair. Jeder drückte dem anderen die Daumen, wünschte viel Glück und zitterte mit, wenn etwas mal nicht auf Anhieb klappte.

Nach der Mittagspause ging es zum sehr schönen Gewässer zur Überprüfung der Wasserfreudigkeit und VerlorenenSuche im deckungreichen Gewässer. Wir waren wieder als zweites dran. Bei Lung setzte sich an den Rand, ich leinte ihn ab, er schaute schon rüber auf die andere Seite. Schuss - Ente fiel ins Wasser - Bei Lung nach dem Apport-Befehl ging sofort los und schwamm hinüber (ca. 15 m). Auf der anderen Seite wurde er von der Beute durch Büschel getrennt, so bekam er auch keinen Wind von ihr. Er stieg aus dem Wasser, suchte auf Land, begutachtete den Schützen und den Werfer, ging wieder ins Wasser, suchte schwimmend - ich war völlig gespannt - und dann fand er die Ente auf der anderen Seite der Büschel. Er nahm sie schnell auf und kam zurückgeschwommen und landete an. Am Wasser konnten alle Hunde ein sehr gut verbuchen.

Nach der Arbeit am Wasser kam der Sonderleiter und sagte zu mir: Holen Sie bitte nochmal Ihren Hund - ich ahnte es schon!!! Der erste Schusstest und seine anfängliche Schussempfindlichkeit beim Walk-up konnte dem Richterteam keine genaue Aussagekraft über Bei Lung seine Schussfestigkeit geben. Also Hund aus dem Auto und mit dem Richterteam auf eine Wiese. Ich war angespannt. Bei Lung ahnte auch schon was kam. Wir liefen über die Wiese. Bei Lung schaute zu der Menschenansammlung, wollte sich nicht so recht in Bewegung setzten und blieb in meiner Nähe. Er spürte natürlich meine Nervosität. Der erste Schuss - er schaute zu dem Richterteam. Bewegte sich dann wieder mit mir zusammen. Der zweite Schuss - er schaute, und wollte in Richtung Auto, ich rief ihn, er blieb stehen, schaute mich an - aber er kam nicht heran. Er setzte sich und blieb einfach sitzen. Er war nicht mehr mit Aufmunterung zu bewegen. Er blieb einfach nur sitzen. So kauerten Bei Lung und ich auf der Wiese - ca. 5 m voneinander entfernt. Ich schaute ihn an und er mich.

Die Richter besprachen sich. Mir kam es vor wie Stunden. Eine Richterin kam zu mir und sagt mir nun, dass dies ein Ausschlussgrund sei. Er ist einfach zu beeindruckt von den Schüssen: Stark Schussempfindlich! Wir besprachen dies einige Minuten, weil er trotzdem so gut mit dem Schuss arbeitet und am Wasser gar nichts davon zu sehen war. Bei Lung saß immer noch an derselben Stelle und wartete auf mich. Ich machte einen Millimeter auf ihn zu, meine Hand zeigte ihm - lauf - und er lief im schnellen Tempo von der Wiese zum Auto, wo er vor der Heckklappe auf mich wartete. Mit gesenktem Kopf ging ich zu ihm, er tat mir leid :(((

Es ging nach dieser Aufgabe gemeinsam zur Freien Verlorenensuche in ein wirklich schwieriges Gelände für die jungen Hunde. Hoher dichter Brombeerbewuchs! 2 Stück Haarwild und 2 Stück Federwild wurden pro Hund in das Gelände eingeworfen. Der erste Hund ging nicht in den Bewuchs zum Suchen. Die anderen Hunde bekamen ein etwas leichteres Gebiet zugewiesen und auch der erste Labbi durfte sein Können noch einmal unter Beweis stellen - und er machte seine Sache dann gut! Bei uns war verständlicherweise die Luft raus, aber auch Bei Lung durfte an dieser Aufgabe noch teilnehmen - die Prüfung konnten wir so trotz Ausschluss mit einem positiven Erlebnis beenden.

Seine Benotungen sind sehr gut bis gut – aber leider durchgefallen! Ich muß zugeben, dass ich etwas traurig war, stellte sich diese Schussempfindlichkeit im Training nicht so heraus. Aber wenn man bedenkt, dass es für Bei Lung an diesem Tag Schuss Nummer 26 und 27 waren - und alle aus einer Entfernung von ca. 30–50 m die er hörte kann ich es ihm nachempfinden. Für Bei Lung an diesem Tag einfach zuviel.

(Anmerkung: drei Wochen später hat Bei Lung die BHP bestanden und ist bei jedem Schuss freudig auf den Schützen zugelaufen!)

Insgesamt war dies für uns ein aufregender, anstrengender, lernintensiver und interessanter Tag. Eine Prüfungssituation stellt doch für alle Teilnehmer eine ganz andere Atmosphäre dar, als ein Trainingstag! Erfolgreich für uns, weil wir an Erfahrung reicher geworden. Alle Richter waren gemeinsam der Meinung, man sollte und kann Bei Lung diese Schussempfindlichkeit mit genügend vorsichtigem Training nehmen. Während des abschließendem gemeinsamen wirklichen leckeren Essen nach deutscher Küche bekamen wir unsere Bescheinigung mit Zensurentafel. Für den Hund gab es Schweineohr oder -lauf und für die bestandenen Teilnehmer eine Urkunde.

Bedanken möchten wir uns bei Hermann mit Momo, durch die wir die Möglichkeit hatten gemeinsam in seinem Revier für die JP/R zu üben.

JP/R-Bescheinigung und Zensurentafel.PDF